Presseschau 25.02. – 07.03.2021
Energieversorgung: Zukunftsprojekte in Brandenburg – die AfD schaut zurück
Dunkelflaute, Wasserstoff und eine Denkfabrik für Power to X: In der Brandenburger Medienlandschaft drehte sich vergangene Woche viel um die Sicherheit unserer Energieversorgung. Anlass war eine aktuelle Stunde im Brandenburger Landtag und die Berichterstattung über Projekte zur Energiewende in der Lausitz. Während die AfD jedoch über eine Rückkehr zur Atomkraft sinniert, hat andernorts die Zukunft schon begonnen: Ehemalige Kohlegebiete werden zunehmend zu Zentren für erneuerbare Energie umgebaut.
Brandenburger Landtag diskutiert über die Dunkelflaute
Wenn weder die Sonne scheint noch Wind weht, spricht man von einer Dunkelflaute. Erneuerbare Energien produzieren dann weniger Strom. Welche Folgen das für die Brandenburger Energieversorgung haben kann, diskutierte am 25. Februar der Brandenburger Landtag. Der Antrag zur Debatte stammte von der AfD-Fraktion, die sich „gegen die Abschaltung der noch aktiven Kernkraftwerke in Deutschland ausgesprochen“ hatte, wie es in der Pressemitteilung des Landes heißt.
„Während die AfD das Risiko einer ‚Dunkelflaute‘ (…) hervorhob, hielten die anderen Fraktionen dagegen und sprachen von Angstmache“, fasst die Märkische Allgemein Potsdam zusammen. Auch die ZEIT machte ein eindeutiges Stimmungsbild aus: „Eine breite Mehrheit der Abgeordneten wandte sich am Donnerstag in Potsdam gegen den Vorschlag der AfD-Fraktion, in Zukunft auf einen Schnellspaltreaktor mit flüssigem Brennstoff und separater Kühlschleife zu setzen, einen sogenannten Dual-Fluid-Reaktor.“ „Die Energieversorgung in Brandenburg ist und bleibt sicher und das nicht trotz (…), sondern wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien“, zitiert das Blatt Brandenburgs Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach (SPD). „Im Jahr 2020 sei fast jede zweite verbrauchte Kilowattstunde in Deutschland aus erneuerbaren Energien gekommen, in Brandenburg sogar rechnerisch über 90 Prozent.“ (ebda.) „Eine Rückkehr zur Atomenergie wolle nur die AfD“, zieht die Märkische Allgemeine Bilanz.
Während der Landtag Grundsatzfragen der Energieversorgung bespricht, bewirbt sich die Großregion Berlin-Brandenburg auf eine Förderung des Bundes zum Ausbau von Wasserstofftechnologien. „Wenn eine Energie- und Verkehrswende in Deutschland gelingen sollen, wird der Wasserstoff zu einem entscheidenden Energieträger“, weiß die Lausitzer Rundschau Cottbus. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) äußert sich der Zeitung gegenüber zuversichtlich: „Wir haben alle H2-Anwendungen zu bieten, die man sich in der Mobilität vorstellen kann: auf der Straße, auf der Schiene, auf dem Wasser und in der Luft. Das dürfte in dieser Breite kaum eine andere Bewerbung bieten können.“
Der Tagesspiegel berichtet über die Planung des erste klimaneutralen Gewerbe- und Industriegebiete Deutschlands. Auf dem ehemaligen Flughafen Cottbus-Drewitz soll das „Green Areal Lausitz“ entstehen: „Wenn es bebaut ist, soll das Areal seinen Strom selbst produzieren – aus Wind, Sonne und Wasserstoff.“ Die Gemeinde hat dem Bauvorhaben vergangenes Jahr zugestimmt, aktuell laufen Gespräche mit interessierten Firmen. Der Projektleiter Schöppler vom Berliner Unternehmen Euromovement ist laut Tagesspiegel überzeugt, dass „ausgerechnet hier, mitten im Braunkohlerevier, ein Leuchtturm für Zukunftskonzepte entstehen könne.“
Grüner Wasserstoff für die Industrie: Das „Power to X“-Lab gibt Gas
In Cottbus startete Anfang März das Klimaschutz-Vorzeigeprojekt PtX Lab mit einem ersten Fachdialog. Forschende und Unternehmen tauschten sich bei der virtuellen Auftaktveranstaltung über die Entwicklung von Power-to-X-Technologien aus. „Aus Strom (‚Power‘) werde erst Wasserstoff und anschließend weitere Treib- und Kraftstoffe (‚X‘) produziert“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Das Kompetenzzentrum mit angeschlossener Demonstrationsanlage soll internationale Anlaufstelle für grünen Wasserstoff werden. Dies seien „wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Energiewende. Denn auch Flugzeuge und Schiffe brauchen klimafreundliche Treibstoffe“, zitiert die Pressemitteilung Umweltministerin Svenja Schulze.
Die Märkische Allgemeine Potsdam thematisiert das neue Technologie-Labor ebenfalls, betont jedoch, dass die PtX-Technologie nicht per se nachhaltig sei: „Nur wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt und das Wasser aus Gegenden entnommen wird, in denen kein Wassermangel herrscht, tragen die Prozesse zu mehr Klimaschutz bei.“ Der Leiter des Labors Harry Lehmann versichert der Zeitung, dass man Regeln für eine nachhaltige Produktion entwickeln werde. Aus dem BMU heißt es, dass der Wasserstoff womöglich importiert werde. Der könne dann in der Lausitz zu Treibstoffen verarbeitet werden, ohne dass Wasser vor Ort verbraucht werde, so das Ministerium gegenüber der Märkische Allgemeinen Potsdam.