Presseschau vom 15.03. – 26.03.2021

Flaute in der Windenergie, Fortschritte in der Lausitz

Verfehlte Ausbauplanung einerseits, steigender Strombedarf andererseits: Der Landesverband Brandenburg des BWE hatte auf seiner Jahrespressekonferenz vergangene Woche wenig Erfreuliches zu berichten. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach blickt derweil optimistisch auf die Zukunft Brandenburgs, insbesondere auf die Branchen Energie und Mobilität. Denn in der Lausitz konkretisieren sich Projekte des Strukturwandels, wie die Brandenburger Medien berichten.

Hürden für die Windenergie in Brandenburg

„In den nächsten fünf Jahren fallen fast die Hälfte der heutigen Windenergieanlagen in Brandenburg aus der EEG-Förderung. Die Betreiber stehen vor der Entscheidung: Stilllegung, Weiterbetrieb oder Repowering“, zitiert die Märkische Oderzeitung Jan Hinrich Glahr, den Brandenburger Landesvorsitzenden des Bundesverbandes WindEnergie. Der BWE hatte am 21. März gemeinsam mit dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) in Brandenburg zu einer gemeinsamen Pressekonferenz geladen. Die beiden Verbände warnten, dass das Land Brandenburg derzeit seine Ausbauziele für Windenergie nicht erreiche und damit auf eine Versorgungslücke zusteuere. Für das Repowering, also den Ersatz alter Anlagen durch neue, seien daher verbindliche Strategien notwendig, zitiert die Märkische Oderzeitung Glahr weiter. Sonst bestehe das Risiko, dass viele der Anlagen ersatzlos abgebaut würden.

Gleichzeitig nehme der Bedarf an Strom aus Erneuerbaren Energiequellen zu, wie die Märkische Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Thoralf Uebach berichtet. Der stellvertretende Vorsitzende des VKU in Brandenburg und Geschäftsführer der Stadtwerke Neuruppin verwies gegenüber der Zeitung „auf die chemische Industrie, die in Schwarzheide in der Lausitz auch in Brandenburg einen nennenswerten Wirtschaftszweig darstellt. Dieser Industriezweig ist extrem energiehungrig.“ Sollte die Branche deutschlandweit umstellen und ihre Energie aus Strom oder Wasserstoff beziehen, würde das den Strombedarf in Deutschland in etwa verdoppeln, so Uebach. VKU und BWE fordern in ihrem Positionspapier unter anderem eine Anpassung der Energiestrategie, mehr Personal in Genehmigungsbehörden und eine Teilhabemöglichkeit für betroffene Kommunen. Gegenüber Neues Deutschland unterstützt der Landtagsageordnete Clemens Rostock (Grüne) diese Vorschläge: „Wir müssen die Energiestrategie eng am Klimaplan orientieren und benötigen die Windenergie als wichtiges Standbein der zukünftig hundertprozentig erneuerbaren Energieversorgung in Brandenburg. Das Ziel von 10,5 Gigawatt installierte Nennleistung bis 2030 ist dabei für uns das Minimum“, so Rostock gegenüber dem Magazin.

Hoher Energiebedarf in Brandenburg und fehlende Kooperation mit Berlin

Den steigenden Energieverbrauch in Brandenburg macht auch rbb24 zum Thema: „Mit etwa 320.000 Terajoule im Jahr verbraucht das Land derzeit rund ein Drittel mehr Energie als die Hauptstadt. Berlin hat 234.000 Terajoule auf dem Tacho. Die Gründe für den höheren Energieverbrauch in Brandenburg liegen auf der Hand: Das Land hat viel mehr Schwerindustrie als Berlin.“ Seit zehn Jahren sinke der Verbrauch in Berlin kontinuierlich, während er in Brandenburg ansteige, so der rbb.

Wie die Märkische Oderzeitung berichtet, bemängeln die Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg derweil die fehlende Kooperation zwischen den beiden Ländern. Besonders Energie- und Klimapolitik beider Länder seien nicht aufeinander abgestimmt: „Ziel müsse ein gemeinsames Beratungsgremium in Fragen der Klimapolitik sein. Die Kammern fordern zudem die Wasserstofftechnologie zusammen zu entwickeln und an der Ladeinfrastruktur für E-Autos zu arbeiten“, so die Zeitung.

Die Lausitz der Zukunft

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach sieht Brandenburg beim Strukturwandel auf einem guten Weg: „Die Mark ist eine bedeutende Region der Energiewende und steht geradezu beispielhaft für die Mobilität der Zukunft.“, zitiert eine Pressemitteilung des Landes den Wirtschaftsminister anlässlich einer Veranstaltung des Städte- und Gemeindebundes.

Das passt zu einer Meldung, die die Lausitzer Rundschau aufgegriffen hat: 17 Projekte zur Lausitzer Strukturentwicklung haben von der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG) die Bestätigung erhalten, mit der sie Fördergelder bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg beantragen können. „Schon die Startprojekte geben der Lausitz eine Perspektive für den notwendigen Transformationsprozess“, zitiert die Zeitung Ministerin Kathrin Schneider. Daraus werde Stück für Stück das Lausitzer Zukunftsbild.

Wie Niederlausitz aktuell berichtet, arbeiten die Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und der ADAC gemeinsam an einem Projekt zur Antriebswende. „Konkret forscht die BTU an der CO2-neutralen Energieerzeugung und -speicherung. Hierzu gehören auch synthetische Kraftstoffe auf der Basis von ‚grünem‘ Wasserstoff“, so das Online-Magazin.