In Uckerland gehen die Lichter aus
Bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung: Bis zu 400 Windenergieanlagen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern umfasst das Projekt „Dark Sky Uckermark“. Jetzt haben die ersten 15 Windenergieanlagen den bedarfsgesteuerten Betrieb aufgenommen. Seit dem 22. Februar ist damit das Windfeld Kleisthöhe in der Gemeinde Uckerland nachts dunkel und die roten Leuchten zur Flugsicherung gehen nur an, wenn sich tatsächlich ein Flugzeug oder Hubschrauber nähert.
Nachts leuchten an Windenergieanlagen rote Warnleuchten. Für Anwohner ist das Blinken störend, die Lichter sind allerdings notwendig, um im Notfall Flugzeuge oder Hubschrauber auf die Hindernisse hinzuweisen. Bei der sogenannten „Bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung“ (BNK) gehen die Lichter nur an, wenn sich auch tatsächlich ein Flugobjekt nähert.
In den vergangenen Jahren hat sich die Einrichtung dieser Systeme immer wieder verzögert, weil sich die rechtlichen Vorgaben und Verwaltungsvorschriften änderten. So stehen die zwei für das System notwendigen Radarmasten schon seit 2019 in den uckermärkischen Dörfern Sommersdorf und Steinfurth bereit. Im Sommer 2020 wurden auch die Testflüge und Prüfungen der Deutschen Flugsicherung für 165 Windenergieanlagen erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Start der Bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung ersten 15 Anlagen sind die größten Hürden jetzt genommen.
Das Projekt wurde vom Brandenburger Windprojektierer ENERTRAG initiiert und von der Dark Sky GmbH in den letzten Jahren umgesetzt. Für die Erkennung von Luftfahrzeugen werden zwei Radarsensoren eingesetzt, die eine Fläche von mehr als 1.000 km2 überwachen. Mit der Investitionsentscheidung ist ENERTRAG 2017 seiner Zeit voraus gewesen, denn erst mit dem Energiesammelgesetz 2018 wurde bekannt, dass BNK-Systeme bald für alle Neu- und die meisten Bestandsanlagen vorgeschrieben sein werden.
Mittlerweile werden am Markt auch zunehmend Systeme auf der Basis von Transpondertechnik angeboten. Dennoch sieht Jörg Müller, ENERTRAG-Vorstandsvorsitzender, keinen Nachteil in den verwendeten Radarsystemen: „Für Windenergieregionen sind Radarsysteme weiterhin die günstigste Lösung, da sich die Kosten auf viele Anlagen verteilen. Auch unser Glasfasernetz in der Uckermark senkt den Aufwand für diese zentrale Lösung – die Kommunikation zwischen den Anlagen ist ohnehin wichtig mit Blick auf die Netzstabilität.“
Bis zu 400 Windenergieanlagen sollen nachts dunkel bleiben
In den nächsten Wochen werden jetzt Genehmigungen für weitere 150 Windenergieanlagen erwartet. Ein Testflug der Deutschen Flugsicherung für noch einmal zusätzliche 121 Windenergieanlagen steht noch aus. Aufgrund der Bestandsschutzregelungen in der neuen Verwaltungsvorschrift können auch danach jederzeit noch Anlagen in das System eingebunden werden, bis zu 400 WEA wären insgesamt möglich.
Die Anwohner freuen sich über die Aussicht, in der nächsten Grillsaison einen dunklen Nachthimmel zu genießen. Auch der uckermärkische Bundestagsabgeordnete Stefan Zierke freut sich über die Nachricht: „Die Abschaltung der Blinklichter ist eine sehr gute Nachricht für die Uckermärker und wird die Akzeptanz im Rahmen der Energiewende nachhaltig erhöhen. Wir haben enorme technische Möglichkeiten und viele kreative Köpfe. Schade, dass diese durch Behörden und das Verkehrsministerium mit langwierigen Genehmigungsverfahren ausgebremst werden. Die Uckermark ist Vorreiter bei den Erneuerbaren Energien – deswegen sollten wir auch Vorreiter bei der BNK-Nutzung sein. Ich erwarte hier mehr Unterstützung durch die entsprechenden Genehmigungsstellen. Die Menschen haben es sich verdient.“
Quelle: Enertrag GmbH