Faktencheck
Wenn Windräder geplant werden, haben die Anwohnerinnen und Anwohner viele berechtigte Fragen. Wie viele Anlagen sind geplant? Wie nah stehen sie zu meiner Wohnung? Welche Auswirkungen hat das auf mein Leben?
Oft werden die Ängste der Anwohnerinnen und Anwohnern von den Fehlinformationen geschürrt, die von Bürgerinitiativen und Windkraftgegnern vor Ort verbreitet werden. Die einen bezweifeln generell, dass es einen „menschgemachten Klimawandel“ gibt, die anderen sprechen von „massenhaftem Vogelsterben“ oder „pulsierenden Infraschall“ – den es so beispielsweise gar nicht gibt.
Wir greifen hier einige typische Aussagen der Windkraftgegner in Brandenburg auf und versuchen, auf die Anwürfe einzugehen – und wir werden diese Liste laufend erweitern.
Kann man Windenergieanlagen überall in Brandenburg bauen?
Das Argument der Windkraftkritiker: „Die als ‚Privilegierung der Windkraft‘ bekannte Vorschrift, räumt Windunternehmern einzigartige Vorrechte ein. Windindustrielle dürfen außerhalb geschlossener Ortschaften bauen. Eine 200 Meter hohe Windkraftanlage ist damit leichter zu genehmigen als ein Kiosk am Badesee.“ (Vernunftkraft, Mythos 4 Grünes Jobwunder. Quelle: vernunftkraft.de)
Antwort: Das ist falsch. Windräder dürfen nur in denjenigen vom Land ausgewiesenen Gebieten gebaut werden, die aus Sicht des Landes „geeignet“ sind. Das sind die so genannten „Windeignungsgebiete“, die von den Regionalen Planungsstellen festgelegt werden. Insgesamt umfassen sie knapp 1,5 %der gesamten Fläche Brandenburgs.
Wenn Windkraftgegner auf die „Privilegierung“ anspielen, dann ist die „Privilegierung nach § 35 des Baugesetzbuches“ gemeint. Worum geht es dabei? Grundsätzlich darf außerhalb von Ortschaften im „Außenbereich“ möglichst gar nicht gebaut werden, um eine Zersiedelung der Landschaft zu verhindern. Das Baurecht legt Ausnahmen fest: Etwas für Gebäude von Bauern, den Gartenbau und auch für die Erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solar.
Aber auch solche Bauwerke werden von den Behörden geprüft: Windräder in Brandenburg dürfen nur in den schon erwähnten Eignungsgebieten geplant werden. Und auch hier müssen wir im Genehmigungsverfahren mit unabhängigen Gutachten nachweisen, dass wir alle Anforderungen des Staates an den Schutz der Anwohner, die Natur und das Landschaftsbild einhalten. Ein Genehmigungsverfahren dauert meist 4 bis 6 Jahre. »Einfach so« kann man also auf keinen Fall eine Windenergieanlage in Brandenburg bauen.
Windenergieanlagen leisten keinen effektiven Beitrag zum Klimaschutz in Brandenburg
Das Argument der Windkraftkritiker: „[durch Windenergie wird]…kein einziges Gramm CO2 eingespart […] und im [der Effekt ist im] Weltmaßstab nicht meßbar…“ (Crussow Lebenswert, Quelle: lebenswert.de)
Antwort: Windenergieanlagen haben eine hervorragende Ökobilanz. Bereits nach fünf bis maximal 12 Monaten sind sie energetisch amortisiert. Das heißt, die Anlage hat so viel Energie erzeugt, wie für Herstellung, Nutzung und Entsorgung gebraucht wurde und wird.
Im Jahr 2017 haben die Windenergieanlagen in Brandenburg über 11.500 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Im Vergleich zur Erzeugung der gleichen Energiemenge aus fossilen und nuklearen Energiequellen wurden damit rund 750.000 Tonnen CO2-Emmissionen vermieden (Quelle: CO2-Rechner des BWE), selbst wenn man alle Emissionen, die etwa bei der Herstellung der Anlagen entstehen, mitberücksichtigt.
Natürlich wird ein einzelnes Windrad in Brandenburg nicht das Weltklima retten. Aber zum Glück folgen dem Brandenburger Vorbild inzwischen viele Länder weltweit, die auf saubere Energie aus der Windkraft setzen.
Schaden Windenergieanlagen dem Tourismus in Brandenburg?
Das Argument der Windkraftkritiker: „Nachweislich leidet auch der Tourismus unter den Windparks (…). Die Menschen (…) gehen lieber in Feriengebiete, wo keine dieser Anlagen stehen“ (Aktion Gegenwind / Mapco Autotechnik GmbH, 2019 Brück).
Antwort: Für den Tourismus in Brandenburg sind besonders Aktivitäten in der Natur wichtig. Sorgen um das Landschaftsbild und deren Auswirkungen auf Besucher sind daher nicht unbegründet.
Eine Studie des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa hat allerdings gezeigt, dass nur einer von 100 Gästen einen Urlaubsort wegen eines Windparks meiden würde. Andere Faktoren spielen demnach eine deutlich höhere Bedeutung für die Wahl des Urlaubsziels: Die Freundlichkeit des Gastgebers, die Qualität der Unterkunft, Preise und Angebotsvielfalt.
Vielfach profitiert der Tourismus sogar von der Windkraft:
- Gerade bei jüngeren Gästen unter 29 Jahren – der Hauptzielgruppe für Aktivurlaub – stehen Windrädern symbolisch für Innovationskraft, Fortschrittlichkeit und Nachhaltigkeit und sind damit positiv belegt.
- Orte wie Feldheim – die erste Energieautarke Gemeinde Deutschlands – ziehen internationale Besucher an.
- Das Gastgewerbe in Brandenburg profitiert von den Windkrafttechnikern, die zur Inspektion der Anlagen vor Ort übernachten.
- Windplaner unterstützen Projekte vor Ort. So wie das Unternehmen Ostwind, das mit dem Bau des Windparks Bahren West bei Neiße-Malxetal auch das Schloß Jerischke renoviert und zum Infozentrum für Erneuerbare Energien und regionale Produkte ausbaut.
- Last but not least: Die Einnahmen aus der Pacht helfen Kommunen und Landbesitzern, ihr Angebot für Touristen auszubauen und attraktiver zu machen.
Die Windkraft schafft keine dauerhaften Arbeitsplätze in Brandenburg
Das Argument der Windkraftkritiker:„Mit dem Betrieb und der Wartung – also dauerhaft, über ein bloßes Strohfeuer beim Aufbau hinaus – seien dank aller installierten Anlagen der Energieerzeugung aus Erneuerbaren Quellen lediglich 53.000 Personen beschäftigt. Eine vernachlässigbare Größe.“ (Vernunftkraft, Mythos 4 Grünes Jobwunder, Quelle: vernunftkraft.de)
Antwort: 135.000 Menschen arbeiten in Deutschland in der Windbranche, 316.000 in den Erneuerbaren Energien insgesamt. Das sind die offiziellen Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft für das Jahr 2017. Diese Zahlen werden auch von Windkraftgegnern nicht in Frage gestellt.
Richtig ist, dass 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten in der Windkraft im Bereich Planung und Anlagenbau beschäftigt sind. Aber heißt das: Diese Jobs fallen weg, wenn eines Tages „genug“ Anlagen in Deutschland installiert sind? Ebenso gut könnte man behaupten: In der Autoindustrie gibt es bald keine Jobs mehr, weil die Deutschen schon fast alle ein Auto haben.
Nichts hält ewig – ein Auto hält rund 12 Jahre, ein Windrad etwa 20 bis 30 Jahre. Und muss irgendwann ersetzt werden. Dieser Prozess – das so genannte Repowering – hat bereits begonnen und wird sich in den nächsten Jahren verstärken. Außerdem expandieren viele mittelständische Planungsunternehmen in den internationalen Markt und schaffen damit auch neue Stellen in Deutschland und Brandenburg.
Wie sieht es in der deutschen Braunkohlewirtschaft aus? Hier existierten laut der offiziellen Beschäftigungszahlen des Braunkohleverbandes nur noch 20.000 Arbeitsplätze, in Brandenburg sind es 7.870 – das ist weniger als ein Prozent der Beschäftigten im Bundesland und nur noch ein Bruchteil der fast 100.000 Stellen, die Ende 1989 noch vorhanden waren. Schuld daran ist vor allem die Automatisierung, die viele Stellen überflüssig gemacht hat.
Derweil arbeiten in Brandenburg 18.640 Menschen in den Erneuerbaren Energien – mehr als doppelt so viel. Die Zukunft liegt also auch für den Arbeitsmarkt viel eher in der Windkraft als in der Kohle.
Erhöht Windkraft im Wald das Risiko von Waldbränden in Brandenburg?
Das Argument der Windkraftkritiker:„Brennende Windkraftanlagen sind nicht löschbar! Es ist eine Frage der Zeit, bis hierdurch der erste Groß-Waldbrand entsteht“ (Waldkleeblatt, Natürlich Zauche e.V.)
Antwort: Im Gegenteil! Heinz Rudolph, Chef der Landesfeuerwehrschule in Brandenburg, erklärte gegenüber der Märkischen Allgemeinen sogar, dass „Windparks den Wald eher sicherer“.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Moderne Windkraftanlagen, wie sie im Wald errichtet werden, verfügen über mehrfach gesicherte und wirksame Brandschutzmechanismen. Das beginnt bei der Auswahl des Materials, das eine Ausbreitung von Feuer in der Turbine verhindert. Zusätzlich verfügen sie über doppelt gesicherte Feuerwarn- und automatische Löschsysteme.
- Die Zufahrtswege, die zu den Windenergieanlagen im Wald errichtet werden, können auch von den Feuerwehren genutzt werden und verbessern den Zugang zu möglichen anderen Brandherden.
- Für Windenergieanlagen im Wald müssen die Windplaner zusätzliche Löschwasserzugänge im Wald einrichten. Diese helfen dann auch, wenn eine achtlos weggeworfene Zigarette einen Brand auslöst.
- Windenergie hilft beim ökologischen Waldumbau: Denn für jeden Baum, der gefällt wird, müssen wir mindestens einen neuen pflanzen. Dabei forsten wir wertvolle Mischwälder auf, die weniger anfällig für Brände sind als die Brandenburger Kiefern-Monokulturen.
Zerstören Windenergieanlagen unsere natürlichen Brandenburger Wälder?
Das Argument der Windkraftkritiker: „Unser intaktes ökologisches Waldgebiet würde für diese „Industrieanlagen“ geopfert werden!“ (Bürgerinitiative Bliesendorf, zu dem geplanten Windpark Dachsberg nahe Autobahndreieck Werder, Flyer zum 8. Aktionstag „Rettet unseren Wald“)
Antwort: Wir Windplaner sind von Gesetzgeber dazu verpflichtet, jeden Eingriff in die Natur, der durch Bau oder Betrieb der Windenergieanlagen entsteht, gleichwertig auszugleichen. Konkret heißt das: Für jeden gefällten Baum müssen wir mindestens einen Neuen pflanzen.
Windenergieanlagen werden, wie auch bei dem geplanten Park am Autobahndreieck Werder, in der Regel in forstwirtschaftlichen Nutzwäldern errichtet. Gerade in Brandenburg sind die großflächigen Kiefern-Monokulturen weit verbreitet, sie sind das „Ergebnis jahrhundertelanger Bewirtschaftung“. Die Bäume, der Potsdamer Planer NOTUS hier aufforstet, sind heimische Laubgehölze. Damit unterstützt die Windkraft den ökologischen Waldumbau: Durch den die Wälder weniger anfällig für Waldbrände und Schädlingsbefall werden.
So auch beim Windpark Uckley in Neuendorf im Sande: Im Frühjahr 2017 startete dort im Auftrag des Planers ABO Wind die Erstaufforstungen auf einer Gesamtfläche von 55.000 Quadratmetern – das sind knapp anderthalb Fußballfelder mehr, als Wald für den Windpark und die Erweiterung der Zufahrtswege gewichen sind.
Erzeugen Windenergieanlagen gesundheitsschädlichen Infraschall?
Das Argument der Windkraftkritiker: „Es gibt inzwischen hunderte von Berichten bei Menschen und Tieren, die (…) kilometerweit entfernt von Windenergieanlagen gesundheitlich beeinträchtigt und krank geworden sind. (DSGS e.V., Flyer „Stiller Lärm“)
Antwort: Infraschall nennt man besonders tiefe Töne unterhalb von 16 Hertz, die das menschliche Ohr in der Regel nicht mehr hören kann. In der natürlichen Umgebung gibt es viele Quellen von Infraschall, etwa Meeresbrandungen, Wind oder Gewitter. Ebenso erzeugen technische Geräte wie Pumpen, Autos und auch Windenergieanlagen Infraschall.
Die Schallpegel, die Windenergieanlagen in diesen Tonlagen erzeugen, sind allerdings so gering, dass sie bereits in wenigen 100 Metern Entfernung nicht mehr vom allgemeinen Hintergrundrauschen etwa des Windes zu unterscheiden sind. Nach umfangreichen Messungen kommt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zu dem Ergebnis, dass „Resonanzeffekte“ auf den menschlichen Körper „völlig ausgeschlossen sind, da die Schallintensität dazu millionenfach zu niedrig ist.“ Die Behauptung, Infraschall von Windenergieanlagen könne Menschen „gesundheitlich schädigen, trifft daher nicht zu.“ (Vgl. LUBW: „Fragen und Antworten zu Windenergie und Schall“, S. 11)
Zum Vergleich: Berufskraftfahrer sind tagtäglich und dauerhaft wesentlich höheren Infraschallpegeln ausgesetzt. Und selbst hier ist kein Fall bekannt, bei dem der Infraschall eine gesundheitsschädliche Wirkung gehabt hätte.
Die meisten Kritiker berufen sich auf das Buch „Windturbinen Syndrom“ der US-Ärztin Nina Pierpont aus dem Jahr 2009. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, „dass die Studie lediglich auf Grundlage von 23 Telefonaten ohne begleitende medizinische Untersuchungen oder akustische Messungen durchgeführt wurde.“ (Vgl. LUBW Fragen und Antworten, Das „Windturbinen-Syndrom“) Damit entbehrt sie jeder wissenschaftlichen Aussagekraft.
Erhält die Windkraft Subventionen?
Das Argument der Windkraftkritiker: „Die Verbraucher zahlen die Subventionen für den „Ökostrom“ und tragen die Kosten der konventionellen Kraftwerke durch den „Leerlauf“ [als „grundlastfähige Schattenkraftwerke“] mit“ (BI Bliesendorf, Flyer 8. Aktionstag „Rettet den Wald“)
Antwort: Staatliche „Subventionen“ für Windenergie gibt es nicht. Das hat schon die EU-Kommission im Jahr 2002 festgestellt und es wurde zuletzt auch vom Europäischen Gerichtshof 2019 bestätigt. Schon Finanzminister Hans Eichel (1999 bis 2005) wusste: „Wind haben wir gar nicht im Haushalt“. Dabei ging es darum, ob die Förderung der Windenergie in Europa eine Subvention für eine lokale Industrie darstellt – was die EU-Kommission verneint hat.
Aber: Natürlich fördert der Staat die Windkraft. Ziel der vor allem im Jahr 2000 gestarteten Förderung ist die Entwicklung und so genannte Markteinführung von erneuerbaren, klimaschonenden Technologien wie Biogas, Solarstrom und eben Windenergie. Ebenso beteiligt Deutschland sich etwa an der Erforschung von Fusionskraftwerken, die irgendwann nach 2050 vielleicht einmal im größeren Maßstab Strom liefern könnten. Windkraftgegner nutzen das Wort „Subvention“ aber bei der Windenergie gezielt in seiner umgangssprachlichen Bedeutung von „Förderung“, um den negativen Klang von „Subvention“ auf die Erneuerbaren zu übertragen.
Tatsächlich wird bei der Windkraft (und den anderen Erneuerbaren) aber auch nur tatsächlich erzeugter Strom gefördert – nicht etwa der Bau von Anlagen. Die Verbraucher bezahlen am Ende die Mehrkosten des erneuerbaren Stroms gegenüber dem jeweiligen Strompreis an der Börse in Leipzig.
Wenn ein Windpark also bspw. 5 Cent / Kilowattstunde bekommt und die Strom an der Börse für 4 Cent gehandelt wird, dann zahlt der Verbraucher 1 Cent je Kilowattstunde dazu [LINK]. Nur diese Mehrkosten werden als EEG-Umlage auf sämtliche Stromverbraucher in Deutschland umgelegt. Die EEG-Umlage hatte 2017 ihren Maximalwert von 6,88 Cent je Kilowattstunde erreicht, seitdem geht sie zurück. Der Anteil der Windkraft an Land macht an der EEG-Umlage davon etwa 1,5 bis 1,63 Cent je Kilowattstunde aus. Zum Vergleich: Allein die Netzentgelte für die Nutzung der Stromnetze liegen zwischen 5 und 7 Cent.
Dass die EEG-Umlage sinkt, hat einen einfachen Grund: Der Ökostrom aus Erneuerbaren ist durch den massiven technischen Fortschritt bei Solar und Wind billiger geworden. Inzwischen gehen viele Windparks auf See und erste Solaranlagen ohne jede Förderung ans Netz. Solche Anlagen kosten den Stromverbraucher dann gar nichts mehr.
Noch eine Info: Wie viel EEG-Umlage man am Jahresende bezahlt, hat man ein Stück weit selbst in der Hand. Wer Strom spart, spart auch bei der EEG-Umlage. Und hilft dem Klima.
Deutschland oder gar Brandenburg können das Weltklima nicht alleine retten.
Das Argument der Windkraftkritiker: „Klimaschutz-Ambitionen einzelner Bundesländer, die auf Reduzierung der bundeslandspezifischen CO2-Emissionen zielen, sind nachgerade absurd.“ (Vernunftkraft, Globale CO2-Emmissionen, nüchterne Zahlen. Quelle: vernunftkraft.de)
Antwort: Windkraftgegner bezweifeln grundsätzlich, dass einzelne Länder oder gar Bundesländer etwas gegen den Klimawandel machen können: „Deutsche Bundesländer sind nicht der Ort sind, an dem die Welt gerettet werden kann“, sagen sie.
Stimmt natürlich! Weder Deutschland alleine (rund 2,2 % der weltweiten CO2 Emissionen), noch Brandenburg, noch eine einzelne Brandenburger Bürgerin oder ein Bürger können die Welt alleine retten.
Aber zum Glück sind sie nicht allein. Viele Länder weltweit ziehen mit: 197 Staaten haben das völkerrechtlich bindende Klimaschutzabkommen von Paris unterzeichnet, tausende Städte wie Berlin haben sich Klimaziele gesetzt, die noch über die Ziele ihrer jeweiligen Nationalstaaten hinaus gehen. Alleine im „Konvent der Bürgermeister“ haben sich mehr als 9000 „Städte und Regionalregierungen“ aus 130 Ländern rund um den Globus zusammengetan, um weniger CO2 produzieren und so den Klimawandel zu bekämpfen.
Der wichtigste Ansatzpunkt ist dabei zumeist, die Emissionen aus Kohlekraftwerken und dem Verbrennen von Öl und Gas für Autos und Heizungen zu senken. Denn hier werden rund 80 % der globalen CO2-Emissionen verursacht, die die Erde aufheizen. Weltweit ist eine starke Bewegung entstanden. Aber die Widerstände, die praktischen Probleme und die politischen Herausforderungen sind überall vorhanden. Die globale Energiewende ist eine Jahrhundertaufgabe. Sie kann nur gelöst werden, wenn jede Region, jedes Land, jeder Kontinent bei sich selbst anfängt.
Und die Verantwortung nicht – wie Windkraftgegner es gerne mit Blick auf Kohlekraftwerke in China und der Rodung von Urwald in Afrika oder Südamerika tun – einfach auf andere schieben.
Mindern Windräder den Wert meines Hauses in Brandenburg?
Das Argument der Windkraftkritiker: „[…] haben eine Vielzahl von Familien ihre Einfamilienhäuser [in Nähe des geplanten Windparks bei Mixdorf] als Altersvorsorge errichtet. Der Wert der Immobilie würde durch das geplante WEG 61 beträchtlich gemindert werden.“ ( BI Mixdorf Windkraft, Quelle: mixdorf-windkraft.de)
Antwort: Angesichts der großen Nachfrage gerade nach Einfamilienhäusern in Brandenburg ist sicher: Die Immobilienpreise steigen rasant – wie etwa der Berliner Tagesspiegel schreibt. Das gilt besonders für das Umfeld von Berlin, den sogenannten Speckgürtel, sowie den Bereich rund um Potsdam. Wer hier ein Haus verkaufen möchte – insbesondere ein Einfamilienhaus -, darf sich als Gewinner des Booms am Immobilienmarkt sehen.
Aber auch für die Kleinstadt Brandenburg zeigen Auswertungen des Portals immowelt, dass allein von 2016 bis 2018 die Preise für angebotene Häuser um mehr als 22 % zugelegt haben (von 1570 auf 1920 Euro / Quadratmeter in nur zwei Jahren!). Eine bessere Geldanlage als ein Einfamilienhaus in einer gut erreichbaren Region im Land Brandenburg hätte es in den letzten Jahren gar nicht gegeben.
Anders in der Prignitz: In der Kreisstadt Perleberg sowie im Umland gingen die Preise leicht zurück. Das hat viel zu tun mit dem Mangel an Arbeit und Perspektiven sowie der Verkehrsanbindung. Aber mit Windkraft hat es nichts zu tun: Denn parallel sind die Preise für Häuser in Städten wie Prenzlau und insbesondere im Landkreis Uckermark gestiegen, dabei liegen im nördlichem Teil der Uckermark bekanntlich viele Windeignungsgebiete. Laut ImmoScout sind die Preise in den vergangenen Jahren dort um 3 % angezogen – pro Jahr!
Windkraft für Immobilienwert nicht entscheidend
Die Frage kann also nur lauten, ob sich die Immobilienpreise etwas weniger rasant entwickelt haben, wenn ein Windpark in der Nähe geplant wurde.
Darauf gibt es für das Land Brandenburg keine speziellen Auswertungen, hier kann man nur Überlegungen aus bundesweiten Studien ableiten und generelle Aussagen von Experten zu Rate ziehen.
Ältere Auswertungen haben einen Effekt der Windkraft auf Immobilienpreise generell bestritten. Eine jüngere Untersuchung zum Einfluss von Windrädern auf nahe gelegene Immobilien stammt vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen. Sie zeigt anhand von Auswertungen der bundesweiten (Standorte von Windrädern / Preisentwicklung in der Nähe), dass vor allem historische Gebäude an Wert verlieren, wenn in der Nähe Windparks entstehen. Wenn Sie also ein altes Schloss besitzen und der Käufer hat sich in das historische Ensemble im Kontext einer unberührten Landschaft verliebt – dann wird er sich durch Windräder möglicherweise vom Kauf abschrecken lassen (bzw. den Preis drücken).
Aber selbst bei Einfamilienhäusern und Bungalows, die direkt im Mindestabstand von 1 Kilometer an einem Windrad liegen, ist dieser Effekt viel geringer. Und im Abstand ab 8 Kilometern ist gar kein Effekt mehr nachweisbar. Dazu kommt: In der Nähe von „urbanen Zentren“ seien die Immobilienpreise ohnehin „kaum berührt“, sagen die Forscher.
Wo die Studien nur bedingt weiterhelfen, da hilft der Blick in die Regionen, in denen die Windenergie seit mehr als 20 Jahren stark ist: Direkt hinter dem Nordseedeich in Niedersachsen liegen die Kreise wie Wangerland, Esens oder Norden. Dort sind die Immobilienpreis laut ImmoScout zuletzt um 5 bis 8 % jährlich gestiegen. Tendenz: Weiter steigend. Von einer Abwertung durch Windenergie ist nichts zu merken.